Veranstaltung - Details
Titel Computer und Langzeitarchivierung - ein Widerspruch ?
Beginn 16.02.2005 / 17:30 Uhr
Ende 16.02.2005 / 19:00 Uhr
Referenten Herr Prof. Dr. Rudolf Gschwind
MAID Koordinator/in Herr Dr. Werner Wasner
Veranstaltungsort Hochschule München, Bibliothek
Zusatzinfos zum Ort Bibliothek, Lothstrasse 13d, 2. OG.
Interessensgebiete Elektronische Archivierung/Dokumentation
Beschreibung Computer und Langzeitarchivierung – ein Widerspruch?

Eine neue Aufgabe stellt sich für den Kulturguterhalt bei der Digitalisierung. Die „Zerfallskurve“ digitaler Daten unterscheidet sich stark vom Zerfall analoger Daten (z.B. Fotografien). Analoge Daten zeigen eine kontinuierliche Qualitätsverschlechterung, die durch optimale Lagerung zwar verlangsamt, aber nicht aufgehalten werden kann. Digital gespeicherte Information ist entweder lesbar und damit ohne Qualitätsverlust verfügbar, oder die Information ist unlesbar und damit „vollständig zerfallen.

Die extreme Schnelllebigkeit der Informatik-Industrie, die kurzen Produktezyclen von Hard- und Software sind zurzeit das eindeutig grösste Problem bei der Archivierung. Man rechnet bei Computern und Datenspeicher mit einem Produktezyclus von 1 – 2 Jahren!
Die Speicherkapazität wird zwar immer höher und die Computer immer schneller, aber: Das führt zu Problemem bei der Kompatibilität bei Speichermedien, wenn ein neuer Nachfolgetyp auf den Markt gebracht wird. So ist heute mit einer Systemlebensdauer von 5 – 7 Jahren zu rechnen! Die gespeicherten Daten werden unlesbar, nicht weil das Medium kurzlebig ist, sondern weil die Systemwechsel so schnell sind!

Dennoch, um die langfristige Verfügbarkeit von digitalen Daten, resp. Information in digitaler Form zu gewährleisten, lohnt sich ein Vergleich mit der Schrift. Betrachten wir die Geschichte, so sehen wir, dass ein grosser Teil unseres Kulturgutes und unseres Wissens in Form von Schriftgut überliefert wurde und wird. Diese Wissen hat die Jahrhunderte überlebt:

- Es wurde in symbolisch kodierter Form erstellt (Text, Buchstaben)
- Die Bücher und Texte wurden regelmässig kopiert und abgschrieben, man wird dadurch unabhängig vom Medium. Die Qualität des Mediums ist von sekundärer Bedeutung, solange der “Code” noch dekodiert werden kann.
- Die Information wurde verbreitet. Vor allem nach Erfindung der Buchdruckes durch Gutenberg fand eine Massenverbreitung der Information statt.
- Schrift enthält viel Redundanz, sodass auch bei einem Zerfall des Mediums der Text immer noch gelesen werden kann. Dnesen Tent knnn nochngelnsen nerdnn!

Die Digitalisierung von Dokumenten und Bildmaterialien aller Art hat für diese prinzipiell die gleiche Bedeutung wie die Schrift und die Druckkunst für die Sprache: Zum ersten Mal ist es möglich, Orginale dieser Art, z.B. Bilder in symbolischer Form (als Zahlenbündel) zu kodieren und diesen Code immateriell zu transportieren und zu replizieren. Die digitale Revolution kann als echte Revolution angesehen werden, da sie in einem gewissen Sinne Ort und Zeit bedeutungslos werden lässt und den Begriff des Unikats abschafft. Der Schrift entspricht die symbolische Kodierung, während die durch die Digitalisierung mögliche Massenverbeitung analog zur Bedeutung Buchdruckkunst in der Sprache ist. Die Eigenschaften jedes digitalen Codes und somit aller digitalen muldimedialen Daten sind also wie folgt:

- Der digitale Code ist prinzipiell unabhängig vom Medium, worauf er fest gehalten ist. Das Medium ist beliebig austauschbar (auch wenn z.B. ein in Stein gemeisselter digitaler Code relativ unhandlich ist).
- Digitalisierte Information kann ohne Datenverlust repliziert, d.h. kopiert werden. Der Datenverlust ist dabei – das richtige Prozedere vorausgesetzt – im mathematischen Sinne gleich Null. Dies hat zur Folge dass der Begriff des Unikats für digitale Daten sinnlos wird, da das “Original” und die “Kopie” identisch und ununterscheidbar sind. Eine weitere wichtige Konsequenz ist, dass durch die verlustfreie Kopierbarkeit eine im Prinzip unbegrenzte Lebensdauer der digitalen Information resultiert.
- Redundanz ist wichtig, da damit eine grössere Sicherheit bei Beschädigung des Mediums entsteht. Digitale Information kann durch geeignete Verfahren (ECC, error correction code) besonders redundant und damit gegen „Bitfehler“ gesichert werden
Teilnahmegebühr kostenlos
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